Die schweizerischen Medien mit Adlerblick betrachtet

Weiterer Mailverkehr mit der Weltwoche.

10.11.03 - 11:00
WeWo
Winterberger
Sehr geehrter Herr Winterberger

Besten Dank für Ihren Leserbrief. Gerne drucken wir Auszüge daraus in der nächsten Ausgabe ab. Wenn Sie allerdings die durchschnittliche Länge der in der Wewo publizierten Briefe beachten, sehen Sie, dass ich weit mehr kürzen muss (dies, selbstverständlich mit der nötigen Sorgfalt), als der von Ihnen benannte Abschnitt.

Als Publizist und erfahrener Redaktor haben Sie bestimmt Verständnis für
dieses Vorgehen.

Freundliche Grüsse
Urs Ellenberger
Produktion Weltwoche
10.11.03 - 14:15
Winterberger
WeWo
Sehr geehrter Herr Ellenberger

Besten Dank für Ihr e-mail. Darf ich Sie bitten, mir die von Ihnen beabsichtigte gekürzte Fassung meines Leserbriefs zu mailen? Da mein Leserbrief aus einem Guss ist, möchte ich doch mein Gut zum Druck zuvor geben, da die darin enthaltenen Aussagen je nach Kürzung eine Wirkung beim Leser entfalten könnten, die nicht in meiner Intention war. Ich bitte Sie, Verständnis für mein Anliegen zu haben.

Darf ich Sie zudem bitten, mir die maximale Länge eines Wewo-Leserbriefs mitzuteilen, sodass ich in einem anderen Fall der Wewo einen von Anfang an "masskonfektionierten" Umfang zusenden werde? Im übrigen seien Sie beruhigt: Ich bin nicht der "eidgen. dipl. Leserbriefschreiber", der die Redaktionen mit
häufigen Einsendungen bombardiert bzw. nervt.

In diesem Sinn danke ich Ihnen im voraus für Ihr Verständnis und die daraus resultierenden Bemühungen und

grüsse Sie freundlich
Andreas K. Winterberger
10.11.03 - 14:40
WeWo
Winterberger
Sehr geehrter Herr Winterberger

Bei Leserbriefen gilt grundsätzlich: je kürzer desto besser. Dies wäre der gewähle Ausschnit (er würde in seiner Länge einen durchschnittlichen Wewo-Leserbrief leicht übertreffen). Allenfalls muss ich ihn um den letzten Satz kürzen.

Die SVP-Wählerinnen und -Wähler haben am 19. Oktober ihr Votum nicht für eine Bundes-ratskandidatur von Christoph Blocher abgegeben, genauso wenig wie die Wählerinnen und Wähler der übrigen Parteien: Sie haben lediglich ihre Präferenzen für eine bestimmte Partei ausgedrückt. Das Wahlergebnis lässt im Sinne der arithmetischen Konkordanz lediglich den Schluss auf eine neue Zauberformel zu - 2 SVP-, 2 FDP-, 1 CVP- und 2 SPS-Bundesräte. Die aus demokratischer Sicht dubiosen Umstände der Ernennung Blochers zum offiziellen SVP-Bundesratskandidaten sowie das von Ueli Maurer proklamierte Diktat an die übrigen Parteien sind Belege für die These, dass es sich bei der SVP Schweiz mittlerweile um eine rechtsautoritäre Kaderpartei handelt, die dem «demokratischen Zentralismus» (Lenin) verpflichtet ist. Die FDP sollte ihren im Schockzustand gefällten Entscheid, die Wahl von Christoph Blocher in den Bundesrat zu unterstützen, revidieren, den Anspruch der SVP auf einen zweiten Bundesratssitz weiterhin akzeptieren. Andreas K. Winterberger, Meilen

Ich bitte Sie um ein rasches Feedback.

Freundliche Grüsse
Urs Ellenberger
10.11.03
Winterberger
WeWo
Sehr geehrter Herr Ellenberger

Besten Dank, dass Sie mir die massivst gekürzte Fassung meines Leserbriefs zurückgemailt haben. Eine leicht modifizierte Fassung dieses Papers, das eigentlich eher ein kommentierender Artikel als ein Leserbrief ist, werde ich anderswo veröffentlichen. Ich erlaube mir, festzuhalten, dass der verbleibende Umfang selbst für "Wewo"-Verhältnisse eher von kürzerem denn grösserem Umfang geraten ist. Wenn Sie meinen Kommentar gründlicher gelesen hätten, hätten Sie bemerkt, dass ich eine Bundesratswahl von Christoph Blocher nicht tel quel ablehnen würde (siehe Schluss): Bedingung müsste für die Akzeptanz eines zweiten SVP-Bundesratssitzes, und zwar zulasten der CVP und nicht der FDP, die Aufstellung eines zweiten offiziellen Bundesratskandidaten sein. Damit wäre die Bedingung des SVP-Diktats, das ultimativ die Wahl Blochers in den BR ODERden Gang in die Opposition - vorsieht, zugunsten einer Doppelkandidatur aufgehoben (der Gang in die Opposi tion verbliebe der SVP weiterhin als Option).

Es wäre der SVP unbenommen, als zweiten Kandidaten ein politisches Leichtgewicht ohne Wahlchancen wie NR Bigger (SG), NR P. Föhn (SZ) oder einen für die Vereinigte Bundesversammlung unakzeptablen Scharfmacher wie NR Mörgeli oder NR Hans Fehr aufzustellen. Blocher hätte danach gute Chancen, gewählt zu werden, da sich die übrigen Parteien sowie die vereinigte Bundesversammlung nicht länger von der SVP erpresst fühlten. Zudem haben die Ausgänge mehrerer zweiten Wahlgänge bei den Ständeratswahlen ENTSPRECHEND MEINEN ERWARTUNGEN, OFFENSICHTLICH NICHT ABER JENEN VON BLOCHER (ich sandte ihm vor
knapp 14 Tagen ein entsprechendes e-mail, das insbesondere auf die Lage in der Waadt - Wahl des Liberalen Ruey oder - EHER - des Sozialisten Béguelin, sollte die SVP die Kandidatur Bugnon nicht zurückziehen, Bezug nahm), zu einer partiell neuen Ausgangslage geführt. Offen bleibt, ob nun die FDP oder die CVP (die nach wie vor klar schwächste Partei ist und daher weiterhin nur Anspruch auf EINEN BUNDESRATSSITZ hat), die Zeche ihres Wahlfiaskos bezahlen werden. Die SVP und Blocher sind unsichere, da unberechenbare Kantonisten und ob die FDP das Druckmittel eines allfälligen Gangs in die Opposition völlig unabhängig vom Verhalten der SVP in die Waagschale wirft, ist eher zweifelhaft. Die heutige FDP-Führung ist taktisch und strategisch ein Hühnerhaufen,
es war dumm, sich vor dem zweiten Wahlgang bei den SR-Wahlen einseitig auf die SVP festzulegen (siehe mein Manus, wo ich für eine Kittung der Scherben zwischen FDP und CVP eintrete) - man hätte die zweiten Wahlgänge abwarten sollen, da das nunmehr eingetroffene Ergebnis (SR) zu erwarten war. Die Chance einer Retourkutsche bestünde nun lediglich noch im TI (taktische Unterstützung des sozialistischen Kandidaten zulasten von Filippo Lombardi - Ergebnis, falls die Rechnung aufginge, wäre, dass FDP und CVP im Ständerat gleich stark wären - je 15 Mandate, und die SP ein weiteres Mandat gewinnen würden - ein kluger Schachzug gegenüber der SPS im Hinblick auf die Bundesratswahlen... - ob er honoriert würde, wäre unsicher).

FAZIT: Mein Leserbrief müsste am Schluss modifiziert bzw. leicht erweitert werden (andere Ausgangslage) Der Schluss würde neu wie folgt lauten:

Die FDP sollte ihren im Schockzustand gefällten Entscheid, die Wahl von Christoph Blocher in den Bundesrat zu unterstützen, neu an die Bedingung der Aufstellung eines zweite SVP-Kandidaten, der nicht notwendiger-weise valabel sein müsste (z.B. Elmar Bigger oder Christoph Mörgeli), verknüpfen, den Anspruch der SVP auf einen zweiten Bundesratssitz weiterhin akzeptieren, "bilaterale" wie "multilaterale" Verhandlungen mit den übrigen Bundesratsparteien führen und die Idee eines allfälligen Gangs in die Opposition unabhängig vom Verhalten der SVP ernsthaft in Erwägung ziehen. Dies würde ihren Verhandlungsspielraum zugunsten der Wahl eines zweiten FDP-Bundesrats (Hans Rudolf Merz) stark erweitern. Andreas K. Winterberger, Meilen.

Sollten Sie meinen Vorschlag nicht akzeptieren, dann möchte ich Sie bitten, meine Leserbrief nicht zu veröffentlichen.

Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen und verbleibe

mit freundlichen Grüssen
Andreas K. Winterberger
11.11.03 - 11:53
Winterberger
Blocher
Ihr_Kommentar: Sehr geehrter Herr Nationalrat Dr. Blocher
Die Waadtländer SVP will nach wie vor daran festhalten, dass deren
Kandidat André Bugnon auch im zweiten Wahlgang der Ständeratswahl
antreten wird, ungeachtet seines vergleichsweise schwachen und daher
chancenlosen Abschneidens. Ich finde die Strategie ihrer waadt- länder
Partei (wie jene in der Republik Neuenburg) geradezu von atemberaubendem
"Weitblick" - die Chancen der Sozialisten, lachende Dritte (wie bei
Zürcher Regierungs-ratswahlen) zu sein, steigen damit beträchtlich. Die
Bundesratswahlen dürften bei Beibehaltung der gegenwärtigen
CVP-"Strategie" denkbar knapp ausfallen. Jede Stimme zählt.
Meine ironisch gemeinte Frage: Werden Sie bzw. Ihre Partei in den
Westschweizer Zeitungen im Falle einer um e i n e Stimme verpassten
Nichtwahl Inserate in den Westschweizer Zeitungen schalten mit folgendem
Übertitel: "Das haben wir der Waadtländer UCD zu verdanken?"
Mit freundlichen Grüssen Andreas K. Winterberger

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Sehr geehrter Herr Winterberger

Mit Ihren Zeilen schreiben Sie mir zu den Eidgenössischen
Parlamentswahlen vom 19. Oktober 2003. Dafür danke ich Ihnen. Bitte
verzeihen Sie, dass ich aufgrund meiner starken beruflichen und
politischen Verpflichtungen, sowie einer grossen Menge von E-Mails erst
heute darauf eintreten kann.

Das Schweizer Volk erteilte der SVP mit diesem aussergewöhnlich hohen
Wähleranteil einen wichtigen Auftrag. Die SVP wird damit verpflichtet,
sich verstärkt für eine unabhängige, freiheitliche Schweiz, für einen
sparsamen Staat, für einen starken Wirtschaftsstandort mit sicheren
Arbeitsplätzen und für eine wirksame Bekämpfung der Kriminalität, des
Asyl- und Sozialmissbrauchs einzusetzen. Die SVP ist bereit, sich mit
zwei Bundesräten an der Regierungsverantwortung zu beteiligen. Sie
fordert deshalb die Vereinigte Bundesversammlung auf, der von der SVP
vorgeschlagenen Zweierkandidatur ihre Stimme zu geben. Sollten diese
beiden portierten Kandidaten nicht oder andere gewählt werden, wird sie
sich aus dem Bundesrat zurückziehen und ihre vom Volk erteilten Aufträge
in der Opposition vorantreiben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüsse Sie freundlich.
Christoph Blocher
11.11.03 - 11:53
Winterberger
WeWo
Sehr geehrter Herr Winterberger

Es blieb mir nichts anderes, als ihren Leserbrief rauszukippen.

Freundliche Grüsse,
Urs Ellenberger
11.11.03 - 00:19
Winterberger
WeWo
-"Free Minds, Free Bodies & Free Markets"
-"In Ideas We Trust"
-"In Gold We Trust"
-"Für die Maximierung der Freiheit des Individuums in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat"
-"Es gibt keine Gesellschaft, sondern nur Individuen und Familien..." (Margaret Thatcher) "...sowie freiwillig gebildete Gruppen von Individuen" (Andreas K. Winterberger)

Sehr geehrter Herr Ellenberger

Ich nehme Ihren Entscheid zur Kenntnis - with no regrets! Die Alternative wäre eine materielle Entstellung meiner Aussagen bzw. Überlegungen gewesen. Vielen Dank für die rasch erfolgte Mitteilung.

Eine Feststellung möchte ich hinzufügen: Nicht nur was die Leserbriefseite anbelangt, war die alte "Weltwoche", als sie noch nicht links und auch noch nicht ein tendenziell gehobenes Infotainment-Blatt bzw. inoffizieielles SVP-Parteiorgan war, bedeutend besser. Tragen wir Libertären/klassischen Liberalen künftig noch verstärkt zur Erweiterung des Meinungspluralismus bei! In diesem Sinne verbleibe ich

mit libertären Grüssen
Andreas K. Winterberger

Antwort an Leserbriefverfasser.

12.11.2003, 14.38
WeWo
Sehr geehrte Leserbriefverfasserin
Sehr geehrter Leserbriefverfasser

Mit Ihrer Zuschrift haben Sie gezeigt, dass Sie unsere WELTWOCHE mit
Interesse verfolgen. Das freut uns, und wir möchten Ihnen dafür danken.

Alle Zuschriften werden zunächst an die Chefredaktion weitergeleitet. Diese
sorgt dann dafür, dass auch die Redaktion sowie die direkt angesprochenen
Autoren und Autorinnen eines Artikels und im gegebenen Fall der Verlag von
den Briefen Kenntnis erhalten.

Da der Platz für Leserbriefe beschränkt ist, müssen wir eine relativ
strenge Auswahl treffen oder bei zu langen Zuschriften die uns wesentlich
erscheinenden Stellen auswählen. Wir bitten Sie um Verständnis ? und hie
und da auch um etwas Geduld: Nicht jede Zuschrift, die wir publizieren
möchten, kann gleich in der "nächsten" Nummer erscheinen.

Betrachten Sie bitte diesen Brief als Dank- und Bestätigungsschreiben. Über
den Abdruck Ihrer Zuschrift ist in diesem Augenblick noch nicht
entschieden.

Mit freundlichen Grüssen

Beatrice Pisciottano
Sekretariat
Die Weltwoche

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