- Satellisierung der FDP durch die SVP als Ziel?
Freisinniger Altkantonsrat und Aktionär des Jean Frey -Verlags als Promoter von "Narziss(t) und Blochermund" Filippo Leutenegger. Satellisierung der FDP durch die SVP als Ziel?
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Filippo Leutenegger, CEO des Jean Frey-Verlags, trat bekanntlich im Frühling 2003 erst am Vorabend der FDP-Delegiertenversammlung der Partei bei, die ihn schliesslich als Nationalratskandidaten nominierte. Es wäre in den besten Zeiten des zürcherischen bzw. eidgenössischen Freisinns - selbst noch vor wenigen Jahren - völlig undenkbar gewesen, einen derartigen Seiteneinsteiger mit ausgeprägten Schaumschläger-Qualitäten, der sich bis anhin nie mit dem - ideellen bzw. politischen - Liberalismus verbunden gefühlt hatte, zu nominieren. Einst blickten die Freisinnigen mit unverhohlener Verachtung auf den vor vier Jahren von der politischen Bühne endgültig abgetretenen Landesring (LdU) herab, wenn dieser bei Wahlen gelegentlich mit bekannten Fernsehmoderatoren oder Kabarettisten antrat - das Phänomen Filippo Leutenegger ist in der Tat ein weiteres glasklares Zeichen des gegenwärtig unaufhaltsam erscheinenden - durch geistige Impotenz, Stil- und Phantasielosigkeiten geprägten - kontinuierlichen Niedergangs des Zürcher Freisinns.
Der Zürcher Freisinn - weiterhin eine altmodische rezyklierte Honoratiorenpartei des alten Partei-, Wirtschafts- und Zunftfilzes
Dabei wurde die Kandidatur von Filippo Leutenegger sorgfältig vorbereitet von einem langjährigen freisinnigen Altkantonsrat (Kanton Zürich), der zugleich dem Kreis der neuen Aktionäre des Jean Frey-Verlags angehört. Damit hat der erwähnte Altkantonsrat, der dem Financier Tito Tettamanti, dem grössten Aktionär des Jean Frey-Verlags, nahesteht, dem Freisinn mit Leutenegger, der die SVP-Wahlkampagne ohne nennenswerte Unterschiede kopierte (www.filippo.ch) und mit amerikanischem Wahlkampf-Polit-Marketing anreicherte, sodass er wie ein Konsumprodukt (beispielsweise Chappi) bei den Wählerinnen und Wählern vermarktet wurde (Wahlkampfbudget rund 0,5 Mio. Fr.), ein mögliches Kuckucksei, genauer: ein denkbares SVP-U-Boot unterjubelt, das der Partei noch grössere Sorgen bereiten dürfte.
Bereits bei den Bundesratswahlen vom 10. Dezember 2003 könnte es sich erweisen, ob Filippo Leuteneggers Loyalität in erster Linie dem Freisinn und dessen Bundesratskandidaten Hans-Rudolf Merz - eine Unterstützung der konkurrierenden FDP-Kandidatin Christine Beerli kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden -, oder dem erneut als SVP-Kandidat neben dem Amtsinhaber Samuel Schmid antretende Christoph Blocher, gilt, dem klaren Favoriten des Jean Frey-Verlags-Flaggschiffs "Die Weltwoche".
Leuteneggers Ziel: Lufthoheit über alle Stammtische und Fluglärmzonen
Leutenegger ist mittlerweile stark damit beschäftigt, die Lufthoheit über alle Stammtische und Fluglärmzonen der Schweiz bzw. des Kantons Zürich als kommunikativ begabter "rabble rouser" (H.L: Mencken), der seine kurzen, aber prägnanten Politsprüche ohne seriöseren inhaltlichen Tiefgang unermüdlich wiederkaut, zu erlangen. Die nächste Etappe dürfte aus seiner Sicht wohl mindestens das Amt eines Bundesrats sein. Doch dürfte sein Kalkül kaum aufgehen: Der "Narziss und Blochermund" eckt mit seinen diversen disparaten Solo- und SVP-Mitläuferaktionen zunehmend bei den neuen Kolleginnen und Kollegen an.
18-Prozent-Müller und die rechtsaussen positionierte Aargauer FDP
Das zweite denkbare SVP-U-Boot bzw. der zweite potentielle Überläufer von der FDP zur SVP nach Luzi Stamm (AG) heisst Philipp Müller. Der Bauunternehmer mit gewissen xenophoben Neigungen, Promotor der 18-Prozent-Initiative, publiziert nicht nur Artikel bzw. Sonderdrucke in der ultraxenophoben "Schweizerzeit" des SVP-Nationalrats und früheren Parteisekretärs des Ex-Republikanerführers James Schwarzenbach, Ulrich Schlüer, sondern ist auch im jahrelang stur und unerbittlich geführten "Kampf am Boden, in der Luft und im Wasser" gegen die bösen Ausländer engagiert. Zu diesem Zweck hat der frisch gebackene FDP-Nationalrat vor Jahren den Verein PIKOM gegründet, in dessen Vorstand zahlreiche kommunale und regionale SVP-Grössen zu dominieren scheinen. Dass Blocher Müller und dessen Verein, der kurz vor den Wahlen auf degoutante Weise mit dem Thema Aids und Asylanten seitenlange Inserate in der Sonntagspresse schalten liess, finanziell unterstützen dürfte, ist anzunehmen, kann aber momentan noch nicht bewiesen werden. Angesichts der Tatsache, dass die Aargauer FDP die SVP gar noch rechts zu überholen versuchte, vermochte es kaum zu erstaunen, dass die Kopie FDP am 19. Oktober 2003 einen Nationalratssitz an das Original SVP abgeben musste. Vielleicht kann die FDP Schweiz doch noch aus den bisher alles andere denn überzeugenden freisinnigen Rechts-Experimenten in den Kantonen Aargau und Zürich ihre Folgerungen ziehen...
Andreas K. Winterberger